Anciuti
Wenig ist über Joannes Maria Anciuti bekannt. Bei Recherchen
in den Stadtarchiven von Milano ließ sich im 18. Jahrhundert keine Person mit diesem Namen ausfindig machen. Es wurde vermutet, dass „Joannes Maria Anciuti“ ein Pseudonym ist, das ein Instrumentenbauer beim Signieren verwendet hat, um eventuellen Schwierigkeiten mit den rigiden Handwerksgilden der damaligen Zeit aus dem Weg zu gehen. Die sehr kunstvoll gebauten Anciuti-Instrumente sind mit Stempeln versehen, die Milano als Herstellungsort nahelegen und gelegentlich eine Jahreszahl (Zeitraum 1709-41) nennen. Neben Oboen, Querflöten und einem Kontrafagott sind auch einige Blockflöten erhalten. Der Stimmton der Anciuti-Blockflöten ist höher als der französischer, englischer oder deutscher Originale. Die Vorlage für meine Rekonstruktion befindet sich in der Sammlung von Dr. Hermann Moeck. Ich hatte Gelegenheit, sehr viel Zeit mit dem Instrument zu verbringen und es sorgfältig zu vermessen. Nach etlichen Kopien entschloss ich mich, Korrekturen an der Innenbohrung vorzunehmen, was zu einem schnellen, wendigen Instrument mit exzellenter Stimmung und leichter Ansprache in der oberen Lage führte. Das Klangbild ist sehr elegant und richtet sich in erster Linie an Anhänger der Denner Modelle. Meiner Sopraninoflöte liegt kein historisches Vorbild zu Grunde, obwohl ein Sopranino-Unterstück von Anciuti im Berliner Musikinstrumenten Museum aufbewahrt wird. Die Innenbohrung ist etwas gestreckt, was die Verteilung der Tonlöcher erleichtert. Virtuoses Spiel wird so auch für Spieler mit etwas breiteren Fingern möglich. Die Stimmung, sowie Klang und Ansprache sind kompromisslos. Die elegante Form orientiert sich an dem Unterstück aus Berlin und einer Elfenbein Sopranflöte – beide hergestellt von J.M. Anciuti.